Montag, 26. Mai 2014

Bilinguales Austauschprojekt zum 1. Weltkrieg

 Homepage Beisenkamp Gymnasium

Avec le soutien du bureau de coopération linguistique et éducative pour la Rhénanie du Nord-Westphalie/ Mit Unterstützung des Kooperationsbüros für Sprache und Bildung in NRW

Thematischer Kontext

Das Unterrichtsvorhaben steht im Zusammenhang mit dem Gedenken an den Beginn des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren.


In Frankreich, wo der 1. Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis eine viel größere Rolle spielt als in Deutschland, sind bereits im letzten Jahr zahlreiche Ausstellungen, Projekte und sonstige Aktivitäten angelaufen, sowohl im nationalen als auch im regionalen, lokalen sowie im schulischen Bereich. Die Region Nord-Pas-de-Calais, Kriegsschauplatz von 1914 bis 1918, ist hier eine Schwerpunktregion, was das Gedenken an den „Großen Krieg“ angeht.
Seit Beginn des Jubiläumsjahres 2014 wird der 1. Weltkrieg nun auch in Deutschland stärker beachtet, wenngleich – naturgemäß – aus anderer Perspektive und mit deutlich anderen Fragestellungen als in Frankreich. Die unterschiedliche Sicht auf den Krieg in beiden Ländern spiegelt sich im Bewusstsein der Menschen und in der öffentlichen Diskussion, ebenso im „offiziellen“ Umgang mit dem Jahrestag wider.

Organisatorischer Rahmen

Durch die Teilnahme an dem zweijährigen BiLiSE-Projekt im Rahmen von Comenius Regio kamen Lehrer des Beisenkamp-Gymnasiums im Jahr 2012 in Kontakt mit einem Gymnasium der Stadt Lille in Nordfrankreich. Dort hatte die Geschichtslehrerin, Frau Ann-Laure Liéval, mit einem ihrer Kurse ein 1. Welt-kriegsprojekt gestartet, dessen äußerst interessanter Ansatz den KollegInnen des Beisenkamp-Gymnasiums attraktiv erschien. Im Laufe verschiedener Treffen wurde ein gemeinsames deutsch-französisches Projekt entwickelt, das inzwischen an beiden Schulen Fahrt aufgenommen hat und dessen vorläufiger Höhepunkt, eine dreitägige deutsch-französische Schülerbegegnung in Lille (Frankreich) und Ypern (Belgien), nun kurz bevorsteht.

Konzeptionelle Überlegungen

Ausgangspunkt für unseren Blick auf den 1. Weltkrieg ist ein regionaler , zunächst sogar eher „persönlicher“ Zugang, und zwar über folgende Fragestellungen:
  • In welcher Weise waren Mitglieder unserer eigenen Familien vom 1. Weltkrieg betroffen, sei es als Soldaten, sei es als Angehörige oder als deren Nachkommen?
  • Wie hat sich der Krieg auf unsere Stadt (Hamm / Lille) und auf das Leben ihrer Bürger ausgewirkt?
  • Wie erleben die Menschen in der Region Nord-Pas-de-Calais den 1. Weltkrieg
  • Welche Rolle spielte das Ruhrgebiet in seiner Funktion als „Heimatfront“ während des 1. Weltkrieges?
  • Was bleibt bis heute an Spuren vom 1. Weltkrieg übrig, und wie gehen wir mit dem Gedenken an den Krieg um?
Zentraler Pfeiler unseres Konzepts ist der ständige direkte Austausch zwischen Deutschen und Franzosen, das gemeinsame Arbeiten an einem Projekt, nicht zuletzt das gemeinsame Erleben an historisch wichtigen Orten. Ziel ist es, dadurch in besonderer Weise das geschichtliche Interesse und Bewusstsein der jungen Leute anzuregen und ihnen einen multiperspektivischen Blick zu öffnen auf ein sehr zentrales Kapitel der deutsch-französischen Beziehungen und der europäischen Geschichte insgesamt.

Vorbereitung und geplanter Verlauf des Projekts

Die genannten Lehrpersonen führen das Projekt weitgehend im Unterricht durch. Auf französischer Seite passiert dies bereits seit dem Beginn des Schuljahres (eine Stunde pro Woche), u.a. durch
  • das Sammeln von Informationen zur Geschichte der eigenen Familie im 1. Weltkrieg
  • eine systematische Recherche in Datenbanken zur Geschichte und zum Verbleib von im Krieg gefallenen Familienangehörigen
  • die Erkundung und Auswertung von Denkmälern zum 1. Weltkrieg in Lille und Umgebung
  • den Besuch in örtlichen Archiven zur Stadt- und Kriegsgeschichte
  • Internet-Recherchen zur Geschichte des Krieges in Lille
Auf deutscher Seite begann die Arbeit am Projekt im Februar/März im Rahmen des Geschichtsunterrichts, und zwar wöchentlich drei Unterrichtsstunden. Das Vorgehen orientiert sich an dem der französischen SchülerInnen (s.o.), hinzu kommt die intensive sprachliche und begriffliche Schulung, die es den deutschen SchülerInnen ermöglichen soll, die Kommunikationssituationen in der Vorbereitung und im Verlaufe des Projekts (Recherche, Skype-Konferenzen, Begegnung am Partnerort) angemessen zu bewältigen.

Deutsch-französische Schülerbegegnung

Vom 22. bis 24. Mai begegnen sich 13 deutsche und ca. 20 französische SchülerInnen in Lille, um im direkten Kontakt ihre Arbeitsergebnisse auszutauschen und gemeinsam Schauplätze des Krieges und Orte des Erinnerns zu besuchen (vgl. das beigefügte Programm). Die Reisekosten für die deutschen SchülerInnen und Lehrer werden aus Mitteln des BiLiSE-Projekts bezahlt. Das Institut Français in Düsseldorf hat einen Zuschuss von 250,- Euro zugesagt, die Partnerschule in Frankreich übernimmt die Kosten für das Programm sowie für zwei Abendessen. Die SchülerInnen werden sich mit maximal 50,- Euro an den Unkosten beteiligen.

Weiterführende Ideen

Im Anschluss an die Begegnung beider Gruppen in Lille wird die Arbeit im Unterricht fortgeführt. Es ist bereits geplant, das Projekt inhaltlich weiterzuentwickeln (z. B. mit Blick auf die Folgen des Krieges, die französische Besatzung des Ruhrgebiets und die deutsch-französische Annäherung Mitte der 20er Jahre). Ein zweites Treffen zweier Schülergruppen, diesmal in Hamm, ist angedacht; die Realisierung hängt aber vor allem von den Finanzierungsmöglichkeiten ab und ist insofern momentan noch offen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen